Predigt im ökumenischen Neujahrsgottesdienst am 3. Februar 2019 in St. Gereon, Köln
Selig, die Frieden stiften
von Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff
Die siebte Seligpreisung, die den Friedensstiftern gilt, hat ebenfalls einen aktiven Friedenseinsatz vor Augen. Der eirenopoios ist nicht nur der Friedfertige, der von sich aus keinen Streit mit anderen Menschen sucht, sondern einer, der sich durch eigenes Tun um Streitbeilegung bemüht. Daher ist die Übersetzung „selig sind die Friedfertigen“ zu blass; wörtlich sind die Friedensmacher und Friedensstifter gemeint.[1] Dabei ist an ein peace building im umfassenden Sinn zu denken, das die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden schafft, indem Konfliktursachen beseitigt und Interessengegensätze durch aktive Kooperationsvereinbarungen überwunden werden. Die Stunde der Friedensstifter schlägt, wenn es darum geht, einen anfänglichen Friedenszustand, der dem Waffenstillstand folgt, durch aktiven Friedensaufbau langfristig zu sichern. Kurz: Die Friedensstifter sind nicht nur durch das Fehlen von Aggressivität und innerer Feindseligkeit oder ihre Friedensbereitschaft gekennzeichnet; sie setzen sich vielmehr durch ihr leidenschaftliches Engagement für die Wiederherstellung und Bewahrung des Friedens ein.[2]
Weiterlesen: Predigt im ökumenischen Neujahrsgottesdienst am 3. Februar 2019 in St. Gereon, Köln
Predigt: Getauft für nebenan
Predigt beim Ökumenischen Tauferinnerungs-Gottesdienst
der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln
Baptisterium am Dom, Sonntag, 24. Juni 2018
von Thomas Söding
Liebe Schwestern und Brüder,
die Taufe ist ein Lebenszeichen – und was für eines. Die Taufe ist ein Zeichen, dass Gottes Leben mitten in der Welt schon angefangen hat und immer neu anfängt: mit uns, hier und jetzt, heute und morgen. Leben aus dem Wasser – das ist nicht nur eine Einsicht der Evolutionsbiologie; Leben aus dem Wasser – das ist auch eine Einsicht unseres Glaubens: Leben aus dem Wasser und dem Geist, gesegnetes Leben, sinnvolles Leben, erfüllt von Gottes Liebe.
Die Taufe ist ein Lebenszeichen für alle Menschen. Im Epheserbrief heißt es kurz vor der Stelle, die wir in unserer Lesung gehört haben: Ein Gott – ein Glaube – eine Taufe (Eph 4,4-6). Paulus schreibt im Galaterbrief, dass es ein und dieselbe Taufe gibt: für Juden und Heiden, Sklaven und Freie, Männer und Frauen. In allen Muttersprachen, in allen Zeichensprachen dieser Welt ist die Taufe gleich gut zu verkünden und zu feiern. Es braucht nur einen Menschen, der Ja zu Gott sagt; es braucht einen anderen Menschen, der die Taufe spendet. Es braucht Wasser. Und es braucht ein gutes Wort: „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Elementarer kann ein Lebenszeichen nicht sein. Diese Einfachheit, diese Klarheit, diese Universalität: Die Taufe steht für eine rituelle Revolution. Sie erklärt sich aus der Grundüberzeugung des frühen Christentums: Er gibt nur einen Gott – und er ist der Gott für alle. Es sind nicht Geschlecht oder Besitz, nicht Nation oder Beruf, die zur Taufe qualifizieren; es ist der Glaube, der die Taufe begehrt.